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Ranasinghe Premadasa

Ranasinghe Premadasa

ist einer der widersprüchlichsten und umstrittensten Politiker des Landes. Ihm gelang es als erstem Nicht-Goyigama (Govi) an die Spitze der Regierung zu treten. Nicht nur gehörte er nicht der politisch dominanten, ehemaligen Bauernkaste an, sondern auch der, in der Hierarchie des Kastensystems besonders niedrig eingestuften, Hinaya, einer ehemaligen Wäscherkaste.

Premadasa wurde am 23.06.1924, als Angehöriger einer Familie des unteren Mittelstandes, in einer ärmeren Gegend von Colombo geboren.

Zur Grundlage seines späteren Werdeganges wurde seine Schulzeit am St. Joseph’s College, einer der altehrwürdigen Bildungsinstitutionen und, dies ist nicht unwichtig, eine römisch-katholische Schule.

Trotzdem war er später auch der erste, nicht originär englischsprachige Staatschef auf der Insel, was Grundlage vieler Witze war. Im Unterschied zu all seinen Vorgängern hatte er zudem auch keine ausländische Universität besucht.

Seine politische Karriere begann er als Mitglied der Labour Party, für die er 1948 stellvertretender Bürgermeister in Colombo wurde. 1960 dann wurde er für die United National Party Parlamentsmitglied.

Zwischen 1965-68 und 1970-72 war er der ‘Chefeinpeitscher’ (Chief-Whip) der UNP. Dazwischen, von 1968-70 brachte er es zum Bauminister.

Nach 1977 erhob ihn sein Förderer Junius Richard Jayewardena in das, durch die Verfassung neuformulierte, Kronprinzemamt des Premierministers. Nach dem Rücktritt seines Protegés im Jahre 1988 wurde er Präsident der Demokratischen Sozialistischen Republik Sri Lanka.

Während einer Parade zum 1. Mai 1993 zerfetzte ihn die Bombe eines Selbstmordattentäters mitten in Colombo.

Einige Jahre später machte Premadasa erneut Schlagzeilen, als Publik wurde, er wäre in einem kleinen Jungen wiedergeboren worden.

Zu seinen Lebzeiten sowie in der nachfolgenden politischen und wissenschaftlichen Betrachtung ist es eher sein Herrschaftsstil, der Gegenstand der Diskussion war und ist.

Zu Popularität verhalf ihm nicht nur seine Herkunft, sondern auch ausgedehnte Hausbau- und Armutsprogramme.

Als Premierminister unter Jayewardena und später als Präsident war Premadasa aber auch eine der Schlüsselfiguren während der blutigsten Phasen der neueren Geschichte Sri Lankas.

Als ein mit Einwohnerkarteien ausgerüsteter Mob im Schwarzen Juli 1983 antitamilische Pogrome verübte und der Bürgerkrieg eskalierte, war Premadasa die offizielle Nummer 2 im Lande.

1988 hat er dann den ‘87 geschlossenen Indo-Sri Lanka Accord umgesetzt. In Folge kamen für 15 Monate die so genannten indischen Peacekeeping Force’s (IPKF) auf die Insel. In den tamilischen Gebieten sollten sie Ruhe und Ordnung garantieren sowie die Rebellen entwaffnen. Dies stieß auf die Gegenwehr der LTTE und der JVP.

Die JVP lehnte die Einmischung der ‘imperialistischen’ Macht Indien ab, zudem war sie mit der Befürchtung einer künftigen Teilung der Insel verbunden.

In der Rückendeckung indischer Truppen im Norden kam es zum Bürgerkrieg zwischen der Regierung und der JVP im Süden. Ihren Höhepunkt erreichte die Auseinandersetzung im August und September 1989. Rund 60.000 Menschen starben dabei und der Präsident ließ Todesschwadrone gewähren, dankte ihnen später sogar für ihr blutiges Werk.

Nach der Niederschlagung des Aufstandes kündigte Premadasa den Vertrag mit Indien auf und forderte die IPKF ultimativ auf, das Land zu verlassen.

Dem Rauswurf der indischen Truppen folgte eine neuerlich Eskalation des Krieges im Norden und ein veränderter Herrschaftsstil.

Premadasa begann mit der Mythologisierung seiner Person in Richtung auf das Ideal Chakravartin, des auf dem Vorbild des indischen Königs Asoka (Ashoka) beruhenden buddhistischen Weltenherrschers. Das Modell des Chakravartin fordert den unangefochtenen Herrscher und die gerechte Herrschaft über die Beherrschten. Zur Durchsetzung des ersteren jedoch ist jede notwendige Gewalt zulässig, d.h. die Verletzung sonst dem Buddhismus zugeschriebener Werte ist nicht nur erlaubt, sondern sogar gefordert, wenn sie der Einheit der Herrschaft dienen.

Die Übertragung dieses geschichtlichen Motivs als Mittel der Herrschaftslegitimation und Ausübung war nicht neu, wurde jetzt aber verstärkt in Anspruch genommen.

Premadasa ging noch weiter. Es kam zur Einrichtung des Ministeriums für Buddha Sasana, er selbst ernannte sich zum amtierenden Minister. Auch wurde in gesteigertem Maße auf buddhistische Herrschaftssymbole, wie den Zahn in Kandy zugrückgegriffen.

Während Premadasa keinen Zweifel daran ließ, daß er ein buddhistischer Herrscher war, versuchte er dem Staatsvolk, unabhängig von ethnischen Zugehörigkeiten, als einem aus Gleichen bestehenden zu begegnen.

Die von Premadasa eingeleiteten Prozesse wirken heute noch nach. Viele der Einrichtungen bestehen fort oder besitzen, als ideologische Versatzstücke, einen bedeutenden Einfluß auf die Politik der Insel.


Zur Internalisierung von Mythologien in der Politik siehe auch: Der singhalesische Nationalmythos

 

[Premadasa] [N.M. Perera] [S.A. Wickramasinghe] [tampol]