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Nationalmythos

Singhalesischer Mythos
 

Leben und Gegenwartskonstruktion
Aus Geschichte und Mythen begründet sich ein Großteil des Selbstverständnisses vieler Singhalesen. Aus ihnen leiten sie ihre Bestimmung als auserwähltes Volk und Wahrer des Buddhismus ab.
Der 'singhalesischen Nationalmythos' wird aus einem Konglomerat verschiedener, jeweils unterschiedlich [stark] herangezogener, Mythen und geschichtlicher Momente gebildet, die hier nur sehr vereinfacht wiedergegeben werden können.
Ihre Wirksamkeit ist aber insbesondere im politischen Raum, wo sie durchaus handlungsleitend sind, relativ groß. Ihnen steht ein 'tamilischer Mythos' entgegen

In den Bereich der gemeinsamen Mythen fallen noch das Ramayana und die Dämoneninsel Lanka.
Das Ramayana legt den Grundstock für die Dämonisierung anderer Bewohnergruppen. Im Ramayana rettet der indische Prinz Rama seine geliebte Sita vor dem zehnköpfigen Dämonenfürsten Ravana.
Dieser hatte Sita auf seine Insel Lanka entführt.
Mit Hilfe des Affenkönigs Hanuman kann Rama den Dämonen besiegen und Sita befreien. Weil sie jedoch zwischendurch von einem anderen besessen war, verstößt Rama sie. Sita geht deshalb durchs Feuer.

Die Geschichte ist im indischen Kontext von hoher normativer Autorität. Sie legt aber in der singhalesischen Auslegung v.a. den Ausgangsmythos für die Dämonisierung von Tamilen und Vädda.

Dhammadipa und Sinhadipa - Buddha und Vijaya
An dieser Stelle setzt auch die Konsruktion des Sinhala-Buddhismus an. Mit dem Zusammenfall der Geschichten von den Reisen des Buddha und über die Bestimmung der Insel als Heimstätte des Buddhismus sowie der Singhalesen.
Der Buddha soll auf mehreren mystischen Reisen Sri Lanka besucht haben und dabei bestimmt haben, daß dies der Platz wäre, an dem seine Religion Zuflucht und eine sichere Heimstadt nehmen werde.
Im Kontext dieser göttlichen Bestimmung geschah es dann, daß genau in dem Augenblick, als der Buddha ins Nirwana einging
Vijaya, der mythische Urahn der Singhalesen und Vädda auf der Insel landete.
Hierdurch waren religiöse Bestimmung und 'Ursprungsrecht' durch Erstbesiedelung begründet.
Die Singhalesen fühlten sich zu den Herrschern über das in den Trockengebieten gelegene
Reich um die Stadt Anuradhapura berufen. In der Zeit des indischen Königs Asoka wurden sie, durch dessen Sohn und Mönch Mahinda, zum Buddhismus bekehrt.

Rajarata und Ruhuna - Dutugämunu
Auf dem indischen Subkontinent verlor der Buddhismus rasch wieder an Boden gleichzeitig mußten die singhalesischen Könige von Anuradhapura  ihre Herschafft regelmäßig an tamilische Herrscher, mal vom indischen Subkontoninent mal von der Insel selbst, abtreten. Hieraus entstand die Vorstellung über das zivilisatorische Kernland Rajarata und die Rückzugs- und Erneuerungsprovinz Ruhuna.
Wenn wieder einmal südindische Invasoren und tamilische Usurpatoren das Königsland Rajarata erobert hatten, zogen sich die Singhalesen in den Süden zurück, bzw. es erwuchs dort eine singhalesische Rückeroberung. Exemplarisch dargestellt in der Figur des singhalesischen Prinzen Dutugämunu.
Dutugämunu, der in Geschichten aus dem Kontext des singhelesischen Sintflutmythos entsteht, ist der Sohn des in der Stadt Tissamaharama residierenden 'Exil'-Königs, in Ruhuna.
Nach blutigem Krieg gegen den tamilischen König Elara gelingt Dutugämunu die Rückeroberung Anuradhapuras und erhält dafür den Segen des buddhistischen Mönchsordens (Sangha), weil er den foremost place of buddhism auf der ganzen Insel gesichert hat.
Der zugespitzte Anspruch ist auch im heutigen Krieg um ein  Tamil Eelam wirksam. Tamilen auf der Insel sind im extremen Verständnis nur die Vorboten der mächtigen ausländischen Invasoren.
Dem Präsidenten von 1993-94, Dingiri Banda Wijetunge (UNP), wurde der Beiname Dutugämunu II. verliehen. Eine Rolle, die dieser gern einnahm.

Kandy
Zu den ausländischen Invasoren gehörten schließlich auch europäische Mächte. Sie eroberten, nach einander und nach und nach, die Insel.
Schließlich konnte sich nur im zentralen Hochland ein singhalesisches Reich halten.
Das Königreich Kandy.
Zwar wurde dieses 1815 Bestandteil des britischen Empire, dem Sangha gelang es aber hier seine religiöse Bedeutung zu wahren.
Zu ihrem Sieg, der 'singhalesisch-buddhistischen Tradition' gegen die Kolonialmacht, gehörte die fortgesetzte Herrschaftslegitimation durch die Verfügung über Buddhas Zahn.
Nur wer sich mit diesem zeigen kann, hat auch einen legitimen Herschaftsanspruch.
Wachen tun über diesen das Asgiriya und das Malwatte Kapitel des Siyam-Nikaya dem ältesten Orden des gegenwärtigen Sangha. Gegründet wurde der Siyam Nikaya, 1753. Damals gab es auf Lanka nicht mehr ausreichend ordinierte Mönche, so das ein Mönchsimport aus 'Siyam' erfolgte.
Die größte innerbuddhistische Opposition gegen die Orthodoxie des Hochlands erwuchs mit dem in der zweiten Häfte des 19. Jh. aufkommenden protestant buddhism im Süden und Westen. Der als religiöse Erneuerungsbewegung eine besondere Position in der antikolonialen Auseinandersetzung einnahm.


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