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Vijaya

Vijaya - vom dämonischen Helden zum mythischen Staatsbegründer

Die Geschichte Vijayas[1] beginnt mit seinen Großeltern, dem König von Vanga, welches  mit Bengalen gleichgesetzt wird, und dessen Gattin, der Tochter des Königs der Kalingas. Beide hatten eine Tochter, der vorausgesagt wurde, sie würde eines Tages den König der Tiere ehelichen. Derob am Hofe nicht sonderlich gelitten, verließ diese Prinzessin den elterlichen Hof, um alsbald tatsächlich von einem Löwen überfallen zu werden. Der Prophezeiung gedenkend schritt die Prinzessin nun auf diesen zu und beide fielen in Liebe zueinander. Gemeinsam zogen sie in die Höhle des Löwen. Dort zeugten sie ein Zwillingspaar, einen Sohn und eine Tochter. Weil die Hände und Füße des Knaben wie die eines Löwen waren, erhielt er den Namen Sîhabâhu. Seine Schwester wurde Sîhasîvalî genannt.

Im Alter von 16 Jahren begehrte der Junge Aufklärung über die unterschiedliche Gestalt seiner Eltern und erfuhr deren Geschichte. Sîhabâhu beschloß zu fliehen und räumte den großen Felsbrocken, mit dem sein Vater jeweils die Höhle verschloß, beiseite. Gemeinsam traten die Geschwister und ihre Mutter die Flucht ins heimatliche Vanga an.
An der Grenze trafen sie auf einen Cousin der Mutter, dem sie ihre Herkunft jedoch erst nach einem Mysterium verrieten. Die Blätter auf denen ihnen Speisen gereicht wurden, verwandelten sich in Gold. Gemeinsam zogen sie darauf in die Hauptstadt der Vangas, wo der Cousin die Prinzessin heiratete.

Als der Löwe den Verlust seiner Familie bemerkte, machte er sich auf, diese zu suchen und verwüstete so manches Dorf. Ob dieser Kunde beschloß der König, einen geeigneten Helden zu suchen, der für mehrere tausend Goldstücke den Löwen besiegen sollte. Schließlich erbot sich Sîhabâhu, dies zu tun.

Als Vater und Sohn dann aufeinandertrafen, konnte Sîhabâhu seinen Vater zunächst nicht töten, da dieser ihn so sehr liebte. Erst im dritten Anlauf, nachdem der Löwe zornig geworden, gelang dessen Tötung.
Zwischenzeitlich war der König verstorben, ohne einen Sohn hinterlassen zu haben. Sîhabâhu wurde zum neuen König gekrönt. Er nahm dieses Amt an, übertrug es aber sogleich auf den Gemahl seiner Mutter. Mit seiner Schwester zog Sîhabâhu zurück in die Wildnis, begründete dort ein eigenes Königreich und zeugte mit seiner Schwester Sîhasîvalî 16 Zwillingspaare. Die beiden Erstgeborenen waren Vijaya und Sumitta.
Doch Vijaya erwies sich als grausam und böse, er führte einen unrechten Lebenswandel. Sein Gefolge plünderte, brandschatze und verwüstete das Land seines Vaters. Schließlich verlangten dessen Bewohner den Tot Vijayas. Daraufhin befahl der König Vijaya und seinen Gefolgsleuten, deren Frauen und Kinder eine Seite des Kopfes kahl zu scheren und diese getrennt auf Schiffe zu verbringen um sie dem Ozean zu überlassen
[2].  Männer, Frauen und Kinder landeten auf unterschiedlichen Inseln. Vijaya und seine Männer landeten zunächst in einem Hafen und versuchte sich dort niederzulassen. Doch wegen der schlimmen Taten seiner 700 Männer wurden sie von dort wieder vertrieben. Schließlich erreichten sie, an dem Tag als der Buddha Gautama in das Nirvana (Pali Nibbana) einging, die Insel Lanka, an einem Ort, der Tambapanni genannt wurde.

Dort wurden sie von Vishnu in der Gestalt eines Asketen empfangen, der ihnen sagte, sie wären hier auf der Insel Lanka, auf der keine Menschen leben würden und auf der ihnen keine Gefahr drohen würde. Er band ihnen zum Schutz einen weißen Faden um ihre Handgelenke[3] und verschwand.

In der Nähe, an einem Teich, war die Dämonin Kuvanna[4] in der Gestalt einer Einsiedlerin, die nacheinander alle Gefolgsleute Vijayas besiegte, sie aber wegen des Schutzzaubers nicht töten konnte. Nachdem alle Männer verschwunden waren, begann Vijaya diese zu suchen und traf ebenfalls auf Kuvanna. Rasch erkannte er, daß sie eine Dämonin sein müsse, griff sie an und konnte sie derart bedrohen, daß sie alle Männer wieder freigeben mußte und Vijaya ein Königreich und sich selbst als treudienende Gattin versprach.
Kuvanna nahm die Gestalt einer 16jährigen an und wohnte Vijaya bei. Mit ihrer Hilfe gelang es Vijaya, die auf der Insel lebenden Dämonen, während einer Hochzeitsfeierlichkeit, anzugreifen und zu besiegen. Nach siegreichem Kampf legte er sich selbst das Gewand eines Dämonenkönigs an. Er ging zurück nach Tambapanni und gründete dort eine Stadt gleichen Namens. Seine Leute aber nannten sich, weil Vijaya von Sîhabâhu abstammte, Sihala-Singhalesen.

Vijaya und seine Leute gründeten viele Orte, die meist nach ihren Gründern benannt wurden. So z.B. Anurâdhagâma, das spätere Anurâdhapura, Upatissagâma und Uruvelâ. Bald wurde von Vijaya verlangt, er möge sich zum König krönen lassen. Doch Vijaya weigerte sich, solange nicht eine standesgemäße Prinzessin für ihn gefunden sei. Deshalb wurden Boten zum Pandu-König im indischen Madhurâ ausgesandt. Der König versprach seine Tochter und mit ihr gingen tausend Familien aus den 18  Ständen als neue Gefolgsleute Vijayas.
Da jetzt ein standesgemäßes Weib für Vijaya gefunden war, verstieß dieser Kuvanna mit den Worten, das die Menschen sich immer vor übernatürlichen Wesen (wie ihr) fürchten würden und er forderte diese auf, sie möge die beiden gemeinsamen Kinder in seiner Obhut zurücklassen. Kuvanna blieb keine Wahl und sie verließ Vijaya, nahm jedoch ihre Kinder mit. Sie kehrte zurück in die Dämonenstadt Lankâpura, wo sie von den anderen Dämonen erschlagen wurde. Ihre Kinder wurden von einem dämonischen Onkel errettet und flohen zum Berg Sumanakûta (
Adams Peak). Dort nahmen sie Zuflucht und ehelichten einander. Aus ihren Kindern entstanden die Pulindas ( Vädda).

Als Kuvanna tot war, heiratete Vijaya die Tochter des Pandu-Königs und ließ sich zum König krönen. "Nachdem er nun sein früheres würdeloses Leben hinter sich gelassen hatte, regierte Vijaya, der Herr der Menschen 38 Jahre lang über ganz Lankâ in Frieden und Gerechtigkeit in der Stadt Tambapanni" (Schleberger : 14)[5]
 



Vgl.:
  • [1] Wilhelm Geiger (1912): "The Mahâvamsa or the Great Chronicle of Ceylon", S. 51 - 61, Asian Educational Services, New Delhi, 1986.
  • Eckard Schleberger [Hg.] (1985): "Märchen aus Sri Lanka (Ceylon)", Die Märchen der Weltliteratur, S. 5 - 14, Eugen Diederichs Verlag, Köln.
  • [2] Vgl.: Die Geschichte von Dutugämunus Mutter!
  • [3] dies ist noch heute ein üblicher Schutzzauber bei Heilritualen und Exorzismen
  • [4]auch Kuveni bzw. Kuvanni
  • [5] "When he had forsaken his former evil way of life, Vijaya, the lord of men, ruling over all Lankâ in peace and righteousness reigned, as is known, in the city of Tambapanni, thirty-eight years. Here ends the seventh chapter, called ' The Consecrating of Vijaya', in the Mahâvamsa, compiled for the serene joy and emotion of th pious. " (Geiger: 61)


[Nationalmythos] [Vijaya] [Mahavamsa]