Lanka Sama Samaja Party (LSSP)
Die am 17. Dezember 1935 gegründete LSSP war die erste und lange Zeit bedeutendste marxistische Partei auf Sri Lanka.
Sie verortete sich rasch selbst in der trotzkistischen Tradition und schloß im Mai 1940 mehrere ihrer prominentesten Mitglieder als ‘Stalinisten’ aus, welche daraufhin, im Oktober des selben Jahres, die United
Socialist Party gründeten, den Vorläufer der Kommunistischen Partei.
Mit der Unabhängigkeit fiel der LSSP die Führung der Opposition zu. Diese Rolle behielt sie auch bei, als ehemals führende Mitglieder 1956 an der Bildung der MEP-Regierungskoalition unter S.W.R.D. Bandaranaike
beteiligt waren.
1964 beteiligte sich die LSSP als erste und bislang einzige trotzkistische Partei weltweit an einer Regierung und kam damit der schwächelnden SLFP unter Sirimavo Bandaranaike
zur Hilfe. Dies führte dazu, daß das internationalen Sekretariat der Vierten Internationale der LSSP den Status als nationale Sektion absprach. Gleichwohl verstand sich die LSSP weiterhin als trotzkistische Partei.
Die Unterstützung durch die LSSP konnte allerdings damals die Regierung nicht lange retten. 1965 verlor sie zunächst ihre parlamentarische Regierungsmehrheit und bei den ausgerufenen Neuwahlen auch die Mehrheit
der Stimmen.
1968 kam es zur Bildung der United Front Koalition (UF), an der erstmals auch die CP, die bislang allenfalls tolerierend wirkte, teilnahm. Dieses Bündnis errang bei den Wahlen von 1970 einen deutlichen Sieg und
übernahm die Regierung. Führende Vertreter der LSSP, die ihr bestes Wahlergebnis in ihrer Geschichte erzielte, gelangten als Minister in Regierungsverantwortung.
N.M. Perera wurde erneut Finanzminister, Leslie Goonawardene Transportminister und Colvin de Silva zum Minister für Plantagen und Vorsitzenden des Verfassungsausschusses.
Mit dem Aufstand von 1971 kam der LSSP eine besondere Rolle zu. Als zweite Kraft in der Regierung und mit starkem Rückhalt in den Gewerkschaften mobilisierten sie diese gegen die JVP.
Die starke Position in den Gewerkschaften, welche anhaltende Militanz bewiesen, und der Streit um weitere Verstaatlichungen führten 1975 zur Entlassung der LSSP-Mitglieder aus der Regierung. Bei der Neubildung des
Kabinetts sollten an die Partei nur noch nachgeordnete Ministerien vergeben werden.
1977 trat auch die CP aus der Regierung aus, Neuwahlen endeten mit einer vernichtenden Niederlage der bisherigen Regierungsparteien. Sowohl die LSSP, als auch die CPSL konnten kein einziges Mandat erringen. Im
selben Jahr kam es zur Abspaltung der Nava Sama Samaja Party (NSSP) von der LSSP.
Mit der nachfolgenden Regierungszeit der UNP begann die lange Nacht für die LSSP. Erst 1994 gelang es es der People’s Aliance (PA) unter Chandrika Bandaranaike Kumaratunga, in der die LSSP ein integraler
Bestandteil ist, die politische Macht zurück zu erobern. Ihren einstigen Masseneinfluß hat die Partei weitgehend verloren und in der äußeren Wahrnehmung erscheint sie nunmehr eher als ein Anhängsel des mächtigen
Seniorpartners SLFP, wohingegen die Vertretung als marxistische Massenpartei eher an die JVP gefallen ist.
Um die Entwicklung der LSSP nachvollziehen zu können, ist es notwendig in die Geschichte ihrer Entstehung zurück zu gehen.
Die Gründungselite der Partei, jene, die rund vierzig Jahre lang an der Spitze standen, hatten zuvor die gleichen Schulen und Universitäten durchlaufen, sie entstammten den gleichen sozialen Schichten.
Als Angehörige der Oberschicht waren sie auf den christlichen und englischsprachigen St. Joseph oder St. Thomas College (in Mt. Lavinia) bzw. und dem buddhistischen Ananda College in Maradana (Colombo). Als bedeutendster Knotenpunkt erwies sich London und dabei vielfach das Studium an der School of Economics, wo sie mit
sozialistischen Ideen konfrontiert wurden.
Zum Zeitpunkt der Parteigründung verfügte der später ausgeschlossene S.A. Wickramasinghe
bereits über ein Parlamentsmandat. Er hatte es 1931 bei den Wahlen zum State Council errungen.
1934, also ein Jahr vor dem Gründungsakt, waren 125.000 Menschen bei einer Malaria-Epidemie umgekommen.
Zum ersten Präsidenten der LSSP wurde Colvin R. de Silva gewählt,Vernon Gunasekera zum ersten Sekretär. Bei den Wahlen im folgenden Jahr zogen zwei der bedeutendsten Politiker der LSSP in das
Selbstverwaltungsparlament ein: N.M. Perera und Philip Gunawardene. Damit begann jene Ära, in der die LSSP die intellektuelste Parlamentsfraktion darstellt.
Mit dem Einstieg Großbritanniens in den zweiten Weltkrieg nahm die Partei einen Kurs gegen beide “Imperialistische Mächte” ein, letztlich einen antibritischen.
Im Mai 1940 kommt es zum Auschluß einer Gruppe um S.A. Wickramasinghe und M.G. Mendis als ‘Stalinisten’. Diese gründeten daraufhin die United Socialist Party.
Kurz darauf wurde die Führungsspitze der LSSP verhaftet. Perera, de Silva, Gunawardene und Edmund Samarakkody wurden von den Briten eingesperrt.
Im März 1942 wurden beide Parteien schließlich gänzlich verboten. Doch nur einen Monat später, am 7. April gelang den noch immer inhaftierten Parteiführern die Flucht aus dem Gefängnis. Zwei Tage zuvor hatte der
zweite Weltkrieg auch Ceylon erreicht: Japanische Bomber hatten ihre Last über Colombo abgeworfen.
Als sich aus der von Wickramasinghe geführten USP 1943 die Kommunistische Partei bildete, war die Trennung der beiden marxistischen Parteien entgültig vollzogen.
Nach dem Kriegsende erlangte die Partei ihren legalen Status zurück und ihre z.T. erneut festgesetzten Führer wurden aus der Haft entlassen. Schon kurz darauf wurde sie einflußbestimmend auf die Gewerkschaften
Ceylon Federation of Labour (CFL) und die Government Workers Trade Union Federation.
Diese Entwicklung ist dahingehend erstaunlich, weil die Partei das Prinzip einer Kaderpartei vertrat. Noch zu Beginn der 1960’er Jahre hatte sie weniger als 2000 Mitglieder und wer dies werden wollte, mußte ein
längere Kandidatenzeit durchlaufen.
Auch kann die Führungsspitze der Partei nicht unbedingt als proletarisch gelten. So war Colvin de Silva einer der anerkanntesten und bestbezahlten Rechtsanwälte auf der Insel und N.M. Perera eigentlich ein
einheimischer Kapitalist. Später mußte er sich sogar von seinen Beteiligungen an einer Ölmühle trennen, nachdem dort eine kommunistische Gewerkschaft einen Streik begonnen hatte, der auf der prinzipiellen Linie der
Partei lag.
In den 1960’ern gelang es der LSSP ihren Einfluß auf die Gewerkschaften auszudehnen. 1963 gründeten die Gewerkschaften der MEP, CP und LSSP den Dachverband Joint Committee of Trade Union Organizations (JCTUO),
allerdings endete dessen Macht später unter dem Druck der United Front-Regierung.
Mit dem Wahlsieg von 1970 gelangte die LSSP an entscheidende Schaltstellen der staatlichen Macht. Zudem öffnete sich die Partei nun neuen Mitgliedern. Während der 60’er Jahre hatte sie ihre Mitgliedszahl,
ungeachtet mehrfacher Abspaltungen und des Ausschlusses aus der Vierten Internationale, auf ungefähr 4000 verdoppelt, das Prinzip der Kaderpartei aber durchgehalten. Als Massenorganisation und Hauptrekrutierungsfeld
stand ihr ein Jugendverband zur Verfügung. Eine Massenwirksamkeit gelang ihr allerdings nur im Großraum Colombo, entlang der Südwestküste und in Teilen Sabaragamuwas.
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