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Satyagraha - oder der Nichtstreik um 100 Eier

Einen Lohnkampf der besonderen Art erlebten die staatlichen Plantagen im Hochland Sri Lankas. Von den gestiegenen Lebenshaltungskosten in Existenznot getrieben, forderten die Gummi- und TeearbeiterInnen eine monatliche Lohnerhöhung um 400 Rupien (etwas weniger als 10 DM). Dies entspricht einem Gegenwert von ca. 5 Kg Thunfisch oder 100 Eiern.

Während ihre KollegInnen im Privatsektor bereits eine entsprechende Lohnerhöhung erhalten hatten, war die Vereinigung der betroffenen 22 staatlich gehaltenen Plantagen (Ceylon Estate Employers Federation / CEEF) hierzu nicht bereit. Dabei war der Ertrag pro Hektar von 1999 mit 960 kg auf 1500 Kg in 2000 gestiegen und dies bei stabilen Preisen. Trotzdem die Gewinne aus der Teeproduktion im letzten Jahr einen neuen Höhepunkt (1 Mrd. Rs. mehr als im Vorjahr) erreicht hatten, sollten diese nicht an die ArbeiterInnen weitergegeben werden.

Damit trafen Interessen aufeinander, wie sie in dieser Konstellation nicht ungünstiger hätten sein können. Denn die Regierung wird gestellt von der sogenannten Volksallianz (People's Alliance / PA) einer linken Koalition an der u.a. Sozialdemokraten (SLFP), ehemalige Trotzkisten (LSSP) und Kommunisten (CPSL) beteiligt sind. Ihnen stand jetzt ein Teil ihrer eigenen Basis entgegen1.

So kam es, daß das 'rote' Hatton, ein Zentrum der Plantagenwirtschaft, eine für westliche Beobachter ungewöhnliche Auseinandersetzung erlebte. Angeführt vom ebenfalls in der Regierung vertretenen Ceylon Workers Congress (CWC), einem Mittelding aus ethnischer Gewerkschaft und Partei der sogenannten indian tamils, der Nachfahren ehemaliger indischer Kontraktarbeiter, kam es zum Satyagraha.

Das mit der Person Gandhis verknüpfte Prinzip des friedlichen Festhaltens bzw. Bestehens (graha) an der/auf die Wahrheit (satya) wurde als Ersatz für den nicht erwünschten Streik2 gewählt. Der Vorsitzende des CWC, Arumugam Thonderman, selbst einer der zuständigen Minister3 (Estate infrastructure and livestock development) in der Regierung begab sich in den Hungerstreik4. Unterstützt wurde er dabei vom kommunistischen Minister Indika Gunawardena (Higher Education and Information Technology). Insgesamt 17 Gewerkschaften schlossen sich an. Auch in Badulla, Bandarawela und Madulkelle, anderen Zentrem der Plantagenwirtschaft, kam es zum Satyagraha. Schließlich wurden die rund 5000 'Streikenden' sogar von den örtlichen Shopbesitzern unterstützt.

Hingegen gab es auf mehreren Plantagen gewaltsame Übergriffe der Aufseher gegen ihre ArbeiterInnen.

Die LSSP und die CPSL, denen nahestehende Gewerkschaften am Lohnkampf beteiligt waren, wandten sich in Erklärungen an die Beteiligten und wiesen auf die Berechtigung der Forderung hin, richteten sich aber gegen, die eigene Regierung destabilisierende, Streiks5.

Als selbst die Verlangsamung der Arbeit (Bummelstreik), mit täglichen Verlusten von 50 Mio. Rs.. für die Plantagen, nicht fruchtete, kamen die ArbeiterInnen mancherorts auf weitergehende Gedanken. Mancherorts wollten sie die Plantagen für sich selbst in Besitz nehmen und drohten mit 'enteignender' Besetzung, anderen Orts, so auf der zu den Kelani Valley Plantagen gehörenden Inveri-Plantage, wurde das Management mit Steinwürfen angegriffen. Als ein wirksames Mittel erwies sich auch die Blockade des Abtransports der Erzeugnisse von der Wanarajah-Plantage6.

Diese 'Dammbrüche' zeigten Wirkung. Der Premierminister Ratnasiri Wickremanayake forderte in seiner Eigenschaft als Minister für Plantagenwirtschaft, die beiden Parteien auf eine Lösung zu finden7 und nach 25 Tagen endete der Satyagraha am 15. März mit einem Teilerfolg. Gewerkschaften und Plantagen einigten sich auf einen Kompromiß8.

Um rund 250 Rs. im Monat, genauer um 9 Rs. pro Tag, werden jetzt die Gehälter steigen. Aber nur in der Teebranche, die damit auf 121 Rs.( ca. 3 DM) am Tag steigen. Die GummiarbeiterInnen müssen sich mit weniger zufrieden geben. Ihr Lohn steigt auf 112 Rs.

Erleichtert begrüßte Arbeitsminister Alavi Mowlana (SLFP) die Lösung9, sagte noch, die Kompanien sollten ihren ArbeiterInnen einen guten Deal anbieten. Die Krise war vorerst vorbei.

Hamburg, 23.03.2001

Fußnoten:

 1) Die Parteien der Regierungsallianz hatten dort bei den letzten Parlamentswahlen mehr als 75% der Stimmen erhalten. Vgl.:A week of setback for LTTE and UNP plot over Budget vote fails, in Sunday Observer, 18.03.2001

2) CWC won't strike, in Daily News, 05.03.2001

3) Für die Plantagenarbeit sind verschiedene der insgesamt 42 Ministerien zuständig

 4) Thondaman threatens fast unto death, in Sunday Observer, 04.03.2001

5) Chandrika leads SLFP as the true party of democracy, in Sunday Observer, 04.03.2001

 6) Peace returns to the estates, in Sunday Observer, 18.03.2001

7) PM tells CWC: Resolve wage disput throuhg dialogue, in Daily News, 06.03.2001 und: CWC-EFC confident of settlement this week, in Daily News, 12.03.2001

 8) Plantation Satygraha ends, in Daily News, 16.03.2001

9) Estate workers' salaries will be regulary reviewed, in Sunday Observer, 18.03.2001

 

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