Spätestens in der Polonnaruwazeit, vermutlich aber schon früher,
entstand im Norden der Insel ein tamilisches Reich. Dieses hatte seine ganz eigenen, durch Besiedelungsrichtung und wirtschaftliche wie geografische Situation bedingten, Wurzeln.
Die Nähe zum Festland brachte es früh in eine besondere strategischer Position, zwischen global betrachtet, indischen Mächten und einer dagegen lokalen Sri lankanischen ‘Großmacht.’ Allerdings waren auch die
tamilischen Herrscher allesamt über Ehen und Bündnisse in gewisser Weise mit den dortigen Königen und Fürsten verwandt. Die Fürsten aus Jaffna haben sich am Gerangel um freie Königswürden ebenso wie ihresgleichen in
Madurai oder Anuradhapura beteiligt.
Hierbei waren sie jedoch vor allem in Konflikte mit ihren südindischen Nachbarn verwickelt,
Der Norden Sri Lankas ist relativ groß. Größer als es sich die meisten vorstellen. Er war bereits besiedelt, als singhalesische Einwanderer mit der Landnahme auf der Insel begannen. Hiervon zeugen die
singhalesischen Mythen, die im Norden das Nagadipa, das ‘Schlangenland’ bezeugen. Wohl eine mythische Abwertung für bereits Ansässige, ähnlich wie bei den Pulindas, den heutigen Vädda.
Während des fünften Jahrunderts unserer Zeit trat eine bedeutende Wendung in die Geschichte der Region ein. Das Wiedererstarken des Hinduismus und die Verdrängung des Buddhismus vom indischen Festland verschob
auch auf Sri Lanka die Koordinaten. Aus Südindien erreichte der Hinduismus auch den Norden der Insel. Es trat nicht nur eine religiöse Differenzierung ein, sondern der sich bedroht fühlende Sangha, der buddhistische
Klerus begann auch, Geschichte für sich neu zu definieren. In dieser Zeit etwa verfaßten buddhistische Mönche die große Chronik, die
Mahavamsa.
In den folgenden Jahrunderten wurde Anuradhapura wiederholt von südindischen Eroberern besetzt, wodurch der Norden der Insel politisch in die jeweiligen kontinentalen Reiche fiel. Später verloren die
singhalesischen Könige auch ihre neue Hauptstadt, Polonnaruwa. In diese Zeit viel die weitgehende Verselbständigung des tamilischen Königreiches Jaffna.
Im 13. Jh. erreichte es seine Unabhängigkeit als Königreich. Diese währte noch bis weit in die Kolonialphase hinein. Gelgentlich wurde diese Selbständigkeit aber unterbrochen. So wurde es zwischen 1450-91 von Kotte besetzt.
Als die weitaus größere Bedrohung erwiesen sich jedoch die Kolonialmächte. Zu deren Einfluß gehörte auch der Versuch früher Missionierung. Hierbei waren sie insbesondere entlang der Küstenregionen recht
erfolgreich.
Im Jahre 1544 war Mannar christianisiert. Sangily, der Jaffnakönig führte deshalb eine Expedition gegen Mannar, 600 Christen und der örtliche Klerus starben.
Die Portugiesen führten deshalb 1560 und 1591 ‘Vergeltungsmissionen’ gegen Jaffna, welches schließlich 1619 von den Portugiesen besiegt wurde. Später wurden die Gebiete des ehemaligen Jaffnareiches zum Spielball
zwischen dem letzten verbliebenen singhalesischen Königreich Kandy
und den jeweiligen Kolonialmächten.
Die frühe christianisierung weiter Teile der tamilischen Bevölkerung sollte später einen wesentlichen Einfluß auf den Zugriff zu Bildungsinstitutionen und die Verwaltungseinrichtungen haben.
Von Bedeutung ist auch, daß bis zu den Cameron-Colebrooke Reformen der 1830’er eine weitgehende lokale Selbstverwaltung bestand.
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