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FTZ-Katunayake

Katunayake Free Trade Zone (FTZ)

75% aller Exporteinnahmen werden von Frauen erwirtschaftet. Dies erklärte die Präsidentin des Landes, Chandrika Bandaranaike Kumaratunga, anläßlich einer Veranstaltung zum Internationalen Frauentag.

Sri Lankas bedeutendste Exportindustrie ist inzwischen die Textilindustrie. Die Textilbranche gehört hierdurch auch zu den bedeutendsten Arbeitgebern auf der Insel. Ein Großteil der Produktionen erfolgt in den sogenannten Free Trade Zones, deren älteste und größte die von Katunayake ist.

Sie wurde 1978 eröffnet und in ihr sind inzwischen über 100.000 ArbeiterInnen beschäftigt. Der allergrößte Teil, 85 bis 90%, sind Frauen. Noch genauer: 80% aller dort beschäftigten sind Frauen im Alter von 18 - 25 Jahren.

Diese arbeiten vor allem in der angesiedelten Textilbranche, wobei die kapitalintensiveren Bereiche sich in der Hand ausländischer Unternehmen befinden. Sie sollten damals mit dem Versprechen billiger Arbeitskräfte und fiskalischer Vorteile ins Land geholt werden, um die Industrialisierung des Landes voranzutreiben, aber auch zur Durchsetzung der Privatwirtschaft. 1991 wurden schließlich die großen staatlichen Textilunternehmen privatisiert, wodurch eine weitere wesentliche Änderung eintrat.

Die meisten Investoren lassen sich von der früheren Greater Colombo Economic Commisssion (GCEC), dem jetzigen Board of Investment (BOI) die Fernhaltung von Gewerkschaften und andere günstige Umfeldmaßnahmen garantieren. Sie zahlen nicht nur ihre Arbeiterinnen schlecht, sondern es gibt auch zahlreiche Klagen über Mißhandlungen und die Lebensumstände dort. Trotzdem ist die Nachfrage, dort zu arbeiten gegeben.

In Katunayake sind vor allem die moderneren und kapitalintensiveren Produktionsstätten angesiedelt. Wer dort arbeitet, kann nicht nur einen vergleichsweise höheren Lohn erwarten, sondern ist auch mit der fortgeschritteneren Technik betraut, ein ‘Ausbildungsvorteil’. Die Frauen arbeiten dort im Schnitt fünf Jahre. Sie nehmen in dieser Zeit Arbeitsbedingungen in Kauf, in denen die körperliche Belastung sehr hoch ist, wo ihr Lohn nur reicht, wenn sie Überstunden machen und auch die Produktionsvorgaben so gelegt sind, daß sie nur mit Überstunden erreicht werden können, wo die Pausen auf das absolute Minimum reduziert sind, ausreichende Verpflegung nicht gegeben ist und sie der regelmäßigen Willkur der Firmenleitung ausgesetzt sind.

Ein nicht unbedeutender Teil des Lohnes wird für die Unterkünfte ausgegeben. Dies sind oft nur kleine Kammern mit Matratzen fürregelmäßig 10 bis 20 Frauen. Bedingungen, wie, daß sich 40 Frauen eine Toilette teilen und zu den ‘Pensionen’ oft nur eine Küche sowie ein Brunnen für Trinkwasser und zum Waschen gehört, sind dabei keine Seltenheit. Oftmals betreiben die Vermieter noch eigene Shops und verpflichten ihre Mieterinnen zum Kauf im Haus.

Zusätzliche Probleme bestehen in der Entwurzelung der Frauen. Sie kommen oftmals aus den ländlichen Bereichen und sind sehr jung und alleinstehend. In der FTZ leben sie, ohne ihre Familie, aber ständig unter einer Vielzahl von zunächst fremden gleichaltrigen Frauen, in einem suburbanen Gebiet.

Hinzu kommt noch ein spezifisches Erleben von Geschlechterrollen. Ihr Alltag ist zusätzlich von männlicher Dominanz geprägt. Während der Arbeit sind Männer Vorgesetzte, wenn sie Pause haben, sind Männer Hausbesitzer oder Besserverdiener, was auch für die meisten der überwiegend männlichen Verdiener am Flughafen gilt.

Die außerhalb starken Gewerkschaften haben es schwer, in der FTZ Fuß zu fassen. Ihr Erscheinen in den Betrieben wird mit Kündigung und oft auch mit Gewalt beantwortet. Widerstand endet schnell mit der Verhaftung der Aufrührer.

Ein weiteres Problem der Organisierung besteht in der Sozialstruktur der Beschäftigten. Bedingt durch die zusammengewürfelte Herkunft fehlen klassische Orientierungs- und Organisierungsmuster. Außerdem arbeiten dort die meisten nur für eine begrenzte Zeit, nehmen die Umstände als irgendwann vorübergehendes Martyrium hin. Hinzu kommt, daß sich die jungen Frauen ihrer proletarischen Situation nicht bewußt sind und eine Tradition der gewerkschaftlichen Organisierung nicht besteht. Die Ansiedelung der Betriebe kam erst nach der neoliberalen Wende von 1977 und erfolgte gleich ohne Gewerkschaft.

Für die Arbeit der Gewerkschaften bedeutet dies eine Begrenzung auf Anlaufstellen und internationale Zusammenarbeit. Im Internet war die Katunayake-FTZ Ziel mehrer Kampagnen der Clean Clothes Campaign oder des Berichts ‘Twenty Years of Hell’.

Beiträge im Internet zum Weiterlesen:

  • Reinhold Plate: Frauenarbeit in der Freihandelszone - Die Textil- und Bekleidungsindustrie in Sri Lanka
  • The garment girls - who cares for them, Weekend Express, v. 27.06.1997, Colombo
  • Staat im Staate - Freihandelszonen in Sri Lanka,
  • die Meldungen URGENT APPEAL und VICTORY FOR FINE WORKERS
  • The plight of Sri Lankan women
  • Sozio-ökonomische Zusammenhänge im Baumwollanbau
  • Asian Human Rights Commission, Oktober 1998: Free Trade Zone Women Workers Treated in Sub-Human Manner
  • Jacke wie Hose, Oldenburger Stachel Nr. 11/99
  • Unhealthy conditions in Sri Lanka’s Free Trade Zone factories, R.M. Dayaratne am 08.01.2001 in wsws
  • [Airport] [FTZ-Katunayake]